Der folgende Text basiert auf einem Posting von Bauhaustapete aus dem Jahr 2005. Er wurde aufgrund der nachfolgenden Diskussion und neuer Plakate modifiziert und ergänzt.
Layouter*innen, die sich als Antisexist*innen verstehen, stehen vor dem Problem, eine Art der Darstellung zu finden, die dem antisexistischen Anspruch Rechnung trägt. Das bedeutet vor allem, nicht hetero-sexistische Rollenbilder zu reproduzieren. Diese Aufgabenstellung zu visualisieren ist nicht einfach, wenn Ziel des Plakates ist, dazu aufzurufen einen Naziaufmarsch zu verhindern, also eine eigene Stärke zu demonstrieren. Den Kampf gegen Nazis zu verbildlichen, und dabei teilweise zu versuchen, aus den herkömmlichen Militanz- und damit Männlichkeitsdarstellungen auszubrechen, ist die Aufgabe, die zu bewältigen ist.
Um die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen an dieser Stelle eine kleine Kategorisierung:
Nummer 1: Der Antifa-Stil der die Plakate seit jeher und immer noch dominiert
>> Militante Männer, die Nazis jagen und verkloppen. Einfach das Naheliegenste, wenn es darum geht, den Slogan „Naziaufmarsch verhindern“ möglichst prägnant darzustellen.
>> Dargestellte Männlichkeit, um eigene Kraft auszudrücken. Das reproduziert natürlich exakt gesellschaftlich tradierte Rollenbilder.
Nummer 2: Die Affirmation bürgerlicher Frauenbilder.
>> Der ehrenwerte Versuch, die Männerdominanz auf Plakaten aufzubrechen, hat natürlich ein Problem, dass eine alleinige Darstellung von Frauen auf Plakaten nicht die bürgerlichen Geschlechterrollen aufbricht. Das gilt erst recht nicht, wenn die Darstellung sich an die herrschende Werbeoptik anlehnt, der versucht mit attraktiven Frauen für ein Produkt – in diesem Fall die Antifa-Demo – zu werben.
>> Das gleiche gilt auch für Plakate auf denen Männer und Frauen zu sehen sind. Zweigeschlechtlichkeit wird nicht infrage gestellt. Die Bildersprache wird nur selten hinterfragt.
Nummer 3: Die starke Frau
>> Meist verkörpert in der Figur der Partisanin oder „kämpfenden Mutter“. Der Versuch, das Bild Mann=stark – Frau=schwach aufzubrechen. Gut gemeint, aber leider ist auch das nicht mehr wirklich subversiv, ist doch die starke Frau, die Kind, Haushalt und Arbeit miteinander vereinen kann inzwischen in der Gesellschaft angekommen.
Nummer 4: Die abstrakte Darstellung von Menschen
>> Die Darstellung von Menschen, bei denen das Geschlecht nicht eindeutig zuordenbar ist, die aber militant gegen Naziaufmärsche mobilisiert. Eine gute Variante im Umgang mit der Thematik auf dem, zugegeben sehr verkürzten, Medium Plakat.
Problematisch dabei ist, dass nicht eindeutig erkennbare Menschen grundsätzlich als Männer identifiziert werden.
Nummer 5: Die Abstrahierung von menschlicher Darstellung
>>Dass Plakatgestaltung auch ohne explizite Darstellung von Menschen eine Message rüberbringt, dürfte klar sein. Das erspart auch die Auseinandersetzung mit dem Thema dieses Beitrags. Das soll allerdings kein Plädoyer für den generellen Verzicht auf Menschendarstellung sein. Das wäre ja auf die Dauer auch langweilig.
Nummer 6: Weitere Möglichkeiten
Natürlich gibt es noch etliche weitere Möglichkeiten antifaschistische Inhalte zu visualisieren. Eine kleine Auswahl:
>> Typographische Darstellung
>> Comic-Illustrationen
>> Ironische Adaption der Geschlechterrollen
Da das Thema Antisexismus in den letzten Jahren wieder verstärkt in linken Kreisen Anklang fand, besteht auch die Hoffnung, dass linke Layouter*innen ihre Möglichkeiten reflektieren und antisexistische Ideen mit einfließen lassen.
Den Möglichkeiten sind dabei nur technische Grenzen gesetzt. Voraussetzung bleibt natürlich, dass der Wille vorhanden ist, sich mit den grafischen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und neues auszuprobieren.